Abstract (german) | Bisher waren in Kroatien zwei Berberis-Arten bekannt: Berberis vulgaris L. und B. aetnensis var. brachyacantha Guss. Die erste gehört auch in Kroatien zu den weit verbreiteten und allgemein bekannten Pflanzenarten, die vorwiegend an der Ausbildung der Laubwaldvegetation im Tieflande des Landinneren teilnehmen. Als hoher sommergrüner Strauch bevorzugt die Berberitze durch die Einwirkung des Menschen entstandene Standorte im Bereiche der xerothermophilen, aber auch me- sophilen Laubwälder. Berberis aetnensis Presl. ist dagegen von sehr geringer Verbreitung. Als mediterrane Gebirgspflanze bewohnt sie in Form eines niedrigen Strauches Gebirge von Sizilien, Sardinien, Korsika und Kalabrien im äussersten Süden der Apenninenhalbinsel. Sie gehört zum Formenkreise der südeuropäisch-mediterranen Sauerdorne, die auf die Hochgebirge um das Mittelmeer, von der Pyrenäenhalbinsel und Nordafrika (Berberis hispanica Boiss. et Reut.) bis Griechenland und Anatolien (B. cretica L.) begrenzt sind. Die meisten Autoren halten sie für mediterrane Modifikationen der mitteleuropäischen Berberitze, B. vulgaris L., zu welcher Art sie als geographische Rassen oder Kleinarten angeschlossen werden. Nach dieser Ansicht ging die Berberitze an der südlichen Grenze ihres Areals, im Mittelmeergebiet, in diese endemischen Kleinarten über.
Dem apenninischen Sauerdorn sind auch einige Sauerdorne von uns, die im Gorski Kotar, auf der Ucka, auf dem Velebit und dem Biokovo Vorkommen, angeschlossen und zwar wegen einiger Unterschiede als besondere Varietät. I. Horvat jedoch stellte schon im Jahre 1925 fest, dass auf der Licka Pljesevica zwischen voralpinen Sträuchern eine neue Art des Sauerdorns wächst, die er mit dem Namen B. croatica bezeich- nete. Später (1962) erweiterte er das Areal dieses neuen Sauerdorns auch auf die Gebirge des Gorski Kotars, die Ucka und den Velebit: damit schliest er in die neue Art auch die Sauerdorne, die früher als B. aetnensis var. brachyacantha Guss, betrachtet wurden.
Nach gründlicher Bearbeitung reichen Herbarmaterials aus verschiedenen Teilen des Dinarischen Gebirges Kroatiens und der Nachbarländer konnte der Verfasser feststellen, dass die Gebirgssauerdorne in Kroatien tatsächlich als eine selbständige Art u. zw. B. croatica Horv. angesehen werden müssen. Denn obwohl sie zu den mediterranen Gebirgssauerdor- nen gehören, unterscheiden sie sich doch in vielem von ihnen, was man auch aus der angeführten Diagnose der neuen Art ersieht (pag 431). Diese Unterschiede sind an erster Stelle durch ihr bedeutend nördlicher gelegenes Areal, weiter im Inneren des Landes und im Bereiche der mesophilen Vegetation, verursacht. Nur die Populationen, die sich auf den Gebirgen in der Nähe des Meeres befinden (besonders auf dem Velebit, dem Bio- kovo, dem Orjen, dem Lovcen usw.), zeigen mehr Aehnlichkeiten mit der apenninischen wie auch mit der griechischen Gebirgssippe. Diese betrachtet der Verfasser als eine mehr oder weniger selbständige und in geographischer Hinsicht ziemlich begrenzte Rasse (unter dem Namen dinarica) zum Unterschied von denen, die mehr im kontinentalen Teile Kroatiens gelegen sind und als typische Form angesehen werden sollen (ssp. horvatii). Aus all dem geht hervor, dass auch die kroatischen Gebirgssauer- dorne in ihrem Entstehen mit den übrigen mediterranen Gebirgssauer- dornen in Verbindung standen und dass sie alle von einer und derselben Elternsippe abstammen, die einst einen weit grösseren Raum und ein zusammenhängendes Areal einnahm, ein Areal, das mit den Arealen der übrigen Gebirgssauerdorne in Asien verbunden war. Unter dem Einfluss der klimatischen und geologischen Veränderungen Ende des Tertiärs spaltete sich dies Areal in mehrere kleinere und völlig isolierte Areale mit besonderen endemischen Sippen auf. In interglazialen wie auch nachglazialen Perioden konnten an mehreren Stellen diese Gebirgssippen in eine neue und sehr dynamische Tieflandsippe, in die gewöhnliche Berberitze, die heutige B. vulgaris, übergehen. Durch die menschliche Bewirtschaftung begünstigt, breitete sich nun die Berberitze sehr weit aus und nahm bald den grösten Teil ihres heutigen Areals ein. Deshalb müssen alle mediterranen Gebirgssauerdorne als sehr alte und relikte Gebirgspflanzen angesehen, die Berberitze dagegen als viel jüngere und deswegen durch erhöhte Vitalität und grössere Besiedlungsfähigkeit ausgezeichnete Tieflandsippe betrachtet werden. |