Abstract (german) | Nach mehrjährigen Flechtenerforschungen, welche vorwiegend von Zahlbruckner, Serviet und vom Verfasser durchgeführt wurden, gehört heute Dalmatien in dieser Richtung zu den best erforschten Gebieten überhaupt. Man kann heute über die Verbreitung von etwa 700 Flechtenarten in Dalmatien reden. Trotzdem ist die Flechtenvegetation dieses Landes, ihre Zusammensetzung und Verbreitung wenig bekannt. Der Verfasser beschäftigte sich deshalb eingehender mit der Erforschung der Flechten Vegetation in Dalmatien und insbesonders jener auf Kalklefsen. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der Insel Hvar, die in der Mitte der grossen adri- atischen Inselgruppe ihre Lage einnimmt. Die Resultate dieser intensiven Flechtenuntersuchungen auf der Insel Hvar wurden auch durch manche Funde aus mehr oder weniger entfernten Gegenden Dalmatiens ergänzt.
Im Einklang mit ausführlichen Studien von Ercegović über die LithophytenVegetation der Strandfelsen in Mittel- Dalmatien konnte auch der Verfasser an Felsen, die ständig dem Meere untergetaucht sind, keine Flechten konstatieren. Auch in der folgenden Zone, welche Du Rietz Hygrohalin bezeichnet, sind die Verhältnisse für das Wachstum der Flechten ungünstig. Trotzdem finden wir schon in dieser Zone zwei Flechtenorganismen, die an solche extreme SLand- orle angepasst sind. Ls sind Verrucaria adriatica und Lichina confinis, Flechten, deren Vorkommen in dieser flechtenarmen Zone keinesweg gestattet, den Schluss zu ziehen, dass wir hier mit einer Flechtengesellschaft zu tun haben. Wir müssen diese Flechten nur als Glieder jener Pflanzengesellschaft auffassen, in der Cyanophyceen entscheidend sind. Verrucaria adriatica ist für diese Zone sehr charakteristisch und gehört zu den verbreitetsten (besonders an den Inseln) Flechten Dalmatiens. Lichina confinis ist in ihrer Verbreitung nur an wenige Lokalitäten begrenzt.
Was die übrige und in Dalmatien sehr breite Halophyten- zone anbelangt, so konnte der Verfasser ausserhalb der erwähnten Flechten keinen anderen Flechtenorganismen einen halophytischen Charakter zuschreiben. Die Flechten fliehen diese Zone überhaupt und kommen nur in kümmerlichen Exemplaren vor.
Zur normalen Entwicklung der Flechtenvegetation kommt erst in einer bestimmten Entfernung vom Meere oder an Felsen, die ihrer Form und Stellung nach vom Meereseinflüssen geschützt sind. Die Oberfläche solcher Felsen wird der ständigen Bearbeitung durch physikalische und biotischen Faktore ausgezetzt. Das Eingreifen von Bakterien, Pilzen und Algen auf die Zersetzung der Felsoberfläche wird bald durch die kräftige Arbeit von niederen und endolithischen Flechten- organismen beschleunigt. Die Pionirarbeit dieser Flechten wird an einigen Felsen sehr früh durch Besiedlung von oberflächlichen Flechten ersetzt, an anderen wieder fängt ihre Arbeit vom neuen an. Als besonders wichtig und entscheindend für den weiteren Ansiedlungsverlauf sind in dieser Pionir- gruppe manche Arten aus der Familie Verrncariaceae. Bald gesellen sich ihnen auch jene enganliegenden Flechtenformen aus der Gattung Aspicilia, Blastema u. a., die an Felsen im Innern der Insel und an jenem Lokalitäten, wo die Wirkung der Insolation und der Niederschläge merklich herabgesetzt ist, zu einer ständigen Flechtenvegetation führen können. Diese Vegetation ist durch Flechten mit weissen und dem Substrate dicht angepressten Thalli ausgezeichnet und in höheren Zonen des Festlandes sehr verbreitet.
Felsklippen und ausgesetzte Felspartien, die vom Meere mehr oder wenig entfernt sind, tragen auf ihren Zenilflächen eine dicke und eintönige Flechtendecke, in der Xanthoria parietina, Lecanora atra und L. polytropa-calciseda vorherrschen. Einmal nimmt Xanthoria parietina die Übermacht, das andere Mal kommen mehr zum Vorscheine Lecanora atra und L. polytropa. Die Stirnflächen wie auch Flächen in Felsspalten, die vom Lichte und Austrocknung mehr geschützt sind, bewohnt Physcia ascendens und Catillaria olivacea- Assoziation.
Mit steigender Feuchtigkeit und Lichlmangel entwickelt sich auf steilen und uberhängenden Flächen eine ähnliche Flechtengruppation, in der allmählich die schattenliebenden und leprösen Elemente überwiegen. Es sind besonders Sole- nopsora Cesati, Catillaria olivácea und deren Form sorediosa, die liier besonders gut gedeihen.
Etwas abweichende und sehr bunte Flechtendecke bedecken grössere und kleinere Kalksteine, welche die Bauern zu Mauern von Weinbergen und anderen Kulturen auflagern. Diese Vegetation stellt nur einzelene Fragmente der benachbarten Flechtenassoziationen dar.
Ganz besondere und durch extreme Aussenf aktoren charakterisierte Ansiedlungsplätze stellen jene überhängenden Flächen dar, die in grösseren Halbgrotten zur Ausbildung kommen. Enormer Lichlmangel, grössere Oberflächen- und Luftfeuchtigkeit und an einzelnen Stellen auch die Ablagerung von den in der Nähe angehäuften Schaf- und Ziegenexkrementen, verursachen hier die Entwicklung von Chiodecton creiaceum-Assoziation, in der nebst anderen vorwiegend schattenliebende Flechten Vorkommen. Mit dieser Flcchten- assoziation ist somit die Flechtenentwicklung auf uberhängenden Kalkflächen beendet.
An Kulm- und wenig geneigten Flächen der freistehenden Kalkfelsen schreitet die Entwicklung der Flechtenvegetation von jener mit Pionierorganismen über einige Stadien mit Lecanora calcarea s. 1. zu Physcietum caesiac vor. Etwas abweichende Stellung nimmt jene Flechtenvegetation, welche auf kleineren und von dem Boden nur wenig erhobenen Kalkfelsen zur Ausbildung kommen. Solche Felsen, deren gut entwickelte und horizontale Kulmflächen sehr oft mit Erdteilchen bedeckt sind, tragen Calloplaca Lallavei und Buellia alboatra- Assoziation.
Physcietum caesiae unserer Mediterranzone ist durch Mangel an Physcia caesia besonders gut gekennzeichnet. Als Charakterarten dieser Gruppierung, welcher erst nach ausführlichen Untersuchungen ihre systematische Stellung zuerteilt wird, können Lecanora subcircinata, Calo placa chaly- baea und C. callopisma angeführt werden. Mit der Meereshöhe ändert sich diese im Mediterran weit verbreitete Flechtengemeinschaft insofern, als sich den angeführten Flechten noch Diploschistes ocellatus angliedert. |